Der MUSE Spektrograph am europäischen "Very Large Telescope" in Chile
Das MUSE commissioning team vor dem Teleskop am Paranal Observatorium in Chile. |
MUSE ist der bisher leistungsfähigste optische Spektrograph für die Astrophysik. Mit nur einer Himmelsaufnahme kann MUSE gleichzeitig über 90.000 Spektren von astronomischen Objekten registrieren. Nach knapp zehnjähriger Planungs- und Bauzeit wurde der High-Tech-Spektrograph jetzt am "Very Large Telescope (VLT)" in der chilenischen Atacamawüste montiert.
Das Instrument wurde in Europa gebaut und getestet, die Kalibriereinheit für MUSE in Potsdam. Im September 2013 erfolgte der Transport an das ESO Observatorium nach Chile und im Januar 2014 der spektakuläre Einbau des acht Tonnen schweren Instruments am Teleskop. Dem Instrument steht nun ein umfangreiches Testprogramm bevor, bis es im Herbst 2014 den regulären Beobachtungsbetrieb aufnehmen wird. Das AIP entwickelte die umfangreiche Datenreduktions-Software zur Analyse der komplexen 3-dimensionalen Daten mit zwei räumlichen und einer spektralen Koordinate. Mit dieser Software konnten bereits die Beobachtungsdaten der ersten Testphase analysiert werden, unter anderem wurden Jupiter, der Orion-Nebel, sowie eine spektakuläre Galaxie mit einem polarem Ring in 3D beobachtet. |
Das Einheben des acht Tonnen schweren MUSE Instruments in die Teleskopkuppel. |
MUSE auf der Nasmyth-Plattform des Very Large Telescope. |
Falschfarbendarstellung der Rotation der Galaxy NGC2906. |
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Der MUSE Integralfeld-Spektrographen
Der Multi Unit Spectroscopic Explorer (MUSE) ist ein neuer 3D-Spektrograph für das Very Large Teleskop (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO). MUSE kann ein Gesichtsfeld von einer Bogenminute in 90.000 Bildpunkte zerlegen und für jeden ein Spektrum im Wellenlängenbereich von 465 bis 930nm erzeugen. Diese große Anzahl von Messpunkten wird durch ein modulares Design ermöglicht. MUSE besteht aus 24 identischen Integral-Feldeinheiten (IFU) mit je einen Spektrographen und einem CCD-Detektor.
Das wichtigste Forschungsziel von MUSE ist die Entdeckung und Vermessung weit entfernter Galaxien. Für die Astronomen des AIP sind weiterhin spektrale Analysen von Einzelsternen in nahen Galaxien, sowie Kollisionen zwischen Galaxien von Interesse.
Um von derartig lichtschwachen oder dicht gedrängten astronomischen Quellen, Spektren zu erhalten, sind lange Belichtungszeiten, eine hohe Lichtempfindlichkeit sowie eine gute Stabilität notwendig. Eine große Rolle kommt auch der Verarbeitung der Daten zu. Die Datenreduktions-Software filtert das wissenschaftliche Signal vom Rauschen und subtrahiert den Einfluss von Instrumenteigenschaften und der Erdatmosphäre. Die Software muss dafür die 24 Teilfelder jeweils einzeln kalibrieren und die Teilbilder einer oder mehrerer Aufnahmen zu einem sogenannten Datenkubus zusammenfassen. Für den Test der Software werden sowohl Labordaten verwendet, als auch aufwändige numerischen Simulationen des gesamten Instruments (INM).
Die Entwicklung und der Bau von MUSE erfolgt durch ein europäisches Konsortium aus sieben Partnerinstituten unter Führung des Observatoire de Lyon, an dem auch die Montage des Instruments erfolgt. Das AIP ist für die Entwicklung der Daten-Reduktions-Software (DRS), sowie für den Bau der Kalibriereinheit verantwortlich. Auch die Abnahmetests der 24 Detektorsysteme erfolgt am AIP. Im Austausch für die Entwicklung von MUSE erhält das Konsortium eine garantierte Beobachtungszeit von 215 Nächten am VLT.
Das MUSE-Team am AIP: Svend M. Bauer, Wilbert Bittner, Harry Enke, Thomas Fechner, Thomas Hahn, Christian Herenz, Thomas Jahn, Andreas Kelz, Adrian Partl, Jens Paschke, Emil Popow, Martin M. Roth, Matthias Steinmetz, Ole Streicher, Tanya Urrutia, Peter M. Weilbacher, Lutz Wisotzki und die AIP-Forschungstechnik